Stimme im Telefon

Früher war sie vogelgleich und klingend,
War wie eine Quelle silberhell,
Als verströme sie sich heiter singend
An dem Kabel – strahlengleich und schnell.

Später war sie leises, fernes Stöhnen,
Wenn die Freude weicht dem nahen Leid,
Anders, reuevoll schien sie zu tönen
Und verlor sich in der Tiefe weit.

Schon ist sie im öden Feld verschwunden
Und von rauen Stürmen zugeschneit,
Meine Seele schreit, spürt nur noch Wunden,
Doch mein schwarzes Telefon – es schweigt.

 

Nikolaj Zabolockij

Übersetzt von Christine Fischer

In: Nikolaj Zabolockij: Architektur des Herbstes, Jena 1996, S. 161.